"Das alte Stadion" wurde unter der Leitung
von Prof. Dr. Hermann Reinhard Alker (* 13. März 1885, † 25. Mai 1967)
in den Jahren 1925 bis 1930 erbaut, im Jahr 1934 wurden die Arbeiten zum ersten
freitragenden Tribünendach der Welt vollendet. Die Sporthalle wird heute
noch vom Sportinstitut verwendet. In den Außenflügeln des Stadions
sind Übungsräume für die Studenten der Architektur und der
Arbeitskreis Kultur und Kommunikation untergebracht. Wie ursprünglich
vorgesehen wird die Sporthalle immer noch für kulturelle Veranstaltungen
verwendet.
Der Bau eines Hochschulstadions war schon Anfang des letzten Jahrhunderts
ein lang gehegter Wunsch vieler Angehöriger der Universität Fridericiana.
Die Teilnahme der Studierenden an den Leibesübungen wuchs, ebenso die
Zahl der Studierenden, doch es waren nur behelfsmäßige Umkleiden
und zwei Duschen vorhanden. Da das badische Unterrichtsministerium an der
Karlsruher Hochschule eine pflichtmäßige ärtzliche Untersuchung
und Beratung für alle Studierenden einführte, waren hierfür
Räumlichkeiten erforderlich. Für all diese Anforderungen sollten
Räumlichkeiten im geplanten Tribünenbau am Sportplatz (der sogenannten
"akademischen Sportanlage") am damals noch nördlichen Rand des Hochschulbereichs
gefunden werden.
Aus einem hochschulinternen Preisausschreiben war der Gebäudeentwurf
von Prof. Dr. Alker (1885 - 1967) hervorgegangen. Unter seiner Bauleitung
sollte der Stadionkomplex in zwei Bauabschnitten errichtet werden: Zuerst
stand der Bau der Gymnastikhalle mit Umkleiden und sanitären Anlagen
an, später sollte der Tribünenaufbau mit der Dachkonstruktion folgen.
Doch die finaziellen Mittel waren schwer zu beschaffen. Ein Problem, das
auch in der heutigen Zeit bei geplanten Baumaßnahmen immer wieder auftaucht.
Noch kurz vor dem eigentlich geplanten Baubeginn im Jahr 1925 gab es große
Finanzierungsprobleme. Der damalige Leiter des Akademischen Ausschusses für
Leibesübungen, Prof. Dr. W. Paulcke, rief daraufhin zu einer einmaligen
Spendenaktion auf. Eine mehrseitige Werbebroschüre wurde am 26. 3. 1925
an potentielle Sponsoren, Honoratioren sowie Freunde und Gönner und an
ehemalige Studierende der Fridericiana versandt. Mit Hilfe dieser sogenannten
Jubiläumsspende sollte die Finanzierung des Hochschulstadions bis zum
100jährigen Hochschuljubiläum im Herbst 1925 gesichert sein. "Zum
Wohle des akademischen Nachwuchses, zum Nutzen und Vorbild für das deutsche
Vaterland", so warb die Broschüre. Es wurden sowohl Geld- als auch Sachspenden
gesammelt, allein die Stadt Karlsruhe hat für den Ausbau der geplanten
Anlage 50.000 Reichsmark bewilligt.
Sachspenden konnten nicht nur die Form von Einrichtungsgegenständen
annehmen, auch Baumaterial war vonnöten. So wurden von Kies und Sand
(der Bedarf wurde mit 3.800 cbm angegeben) über Zement (740 to), Rundeisen
(200 to) bis hin zu Backsteinen (320.000 Stück), Granitstufen (320 lfdm)
und Schalholz (11.300 qm) allerlei Materialbedarf für den Rohbau angemeldet.
Dennoch zogen sich die finanziellen Schwierigkeiten hin. Im November 1927
lehnte der Minister des Kultus und Unterrichts eine Anfrage des Senats ab,
wonnach ein Darlehen zum Bau des Hochschulstadions aufgenommen werden sollte.
Begründet wurde die Ablehnung mit einem bereits zugesagten Betrag über
60.000 Reichsmark aus dem Grenzfond. Die weiteren Baukosten sollten aus noch
zu erwartenden Reichszuschüssen gedeckt werden. Im selben Schreiben wurde
auch die geplante Einrichtung einer Schwimmanlage verwehrt. Es sei nicht
angängig, so der Minister, bei der schlechten wirtschaftlichen Lage
des Staates mit Stiftungsmitteln neue Anlagen zu schaffen und deren Unterhaltung
dann dem Staat zu überlassen.
Das rief erneut Prof. Paulcke auf den Plan, die gesamte Dozentenschaft der
Fridericiana aufzurufen, sich für die Gesunderhaltung der akademischen
Jugend einzusetzen und nochmals in der freien Wirtschaft Spenden zu sammeln.
Die Anlage sollte nicht um ihrer selbst Willen errichtet werden, sondern für
die Studierendenschaft.
1930 war es dann endlich soweit. Der Bau des Hochschulstadiums näherte
sich seiner Vollendung. Der "Kampfplatz" auf der Tribünenseite war schon
benutzbar, die Laufbahn wurde im Jahr darauf fertiggestellt.
Das Stadion mit dem umgebenden Gelände war eine schöne Anlage,
rings umgeben von Wald, und dabei fest eingeschlossen von den übrigen
Hochschulinstituten. Sie bildete damals ein "Musterbeispiel einer Pflegestätte
des Körpers als integraler Bestandteil einer modernen Erziehzungsstätte",
so ein offizieller Beschreibungstext.
Schon damals war man sich der einzigartigen Architektur dieses Bauwerks
bewußt. Der Hauptbau selbst stellt eine sehr geschickte Verbindung
dar, insofern das Dach der Turnhalle konstruktiv und architektonisch als
Zuschauerraum nutzbar gemacht wurde. Die (zu dieser Zeit noch unüberdachte)
Tribüne gab über 800 Zuschauern freie Sicht auf das Feld der "Kampfbahn".
Im Mittelbau war die Turn- und Gymnastikhalle untergebracht, die wiederum
innenarchitektonisch Nutzen zieht aus der Dachbogenform mit einspringenden
Bindern, welche konstruktiv bedingt waren durch die geschilderte Nutzung
des Daches als Zuschauertribüne. Dadurch hob sich die Halle wohltuend
von der Zigarrenkistenform anderer Turnhallen ab. Schnell erkannte man, dass
die Halle als Vortragsraum oder auch für gesellschaftliche Veranstaltung
unbedenklich Verwendung finden kann.
1934 wurde dann auch der Tribünenaufbau mit seiner zur damaligen Zeit
einzigartigen freitragenden Dachkonstruktion fertiggestellt. Bei der Eröffnungsfeier
saßen die Ehrengäste und alle am Bau Beteiligten auf den Sitzstufen
der Tribüne, das Tribünendach war noch durch lange Holzpfähle
symbolisch gestützt. Feierlich wurden nach einer Rede die Pfähle
entfernt, was bei einigen Gästen doch Unbehagen und teilweise sogar Entsetzen
hervorrief. Die Freude war umso größer, als sie feststellten, dass
das Dach auch ohne die Pfähle hielt.
In seinem Buch "Deutschlands Kampfbahnen" beschreibt Dr. Max Ostrop den
Tribünenkomplex folgendermaßen: "In gleichmäßigen Sitzstufenreihen
steigt die Tribüne mit 1588 Sitzplätzen und mehreren Aufgangstreppen
empor. Der Tribünenraum ist seitwärts schräg geschlossen,
sodaß vom Sitzplatz aus jede Stelle des Kampfplatzes und der Laufbahn
gut überblickt werden kann. Die ungedeckte Vortribüne umfaßt
10 Sitzreihen. Der übrige gesamte Zuschauerraum ist von einem völlig
freitragenden Kragdach überdeckt. Keine Stütze hindert das freie
Folgen jeder Kampfhandlung auch nur für einen Augenblick."
Ostrop beschrieb das Gebäude 1928, als es noch im Bau war. So erklärt
sich auch die Erwähnung der zehnreihigen Vortribüne. Diese wurde
später nämlich mangels Geldmittel doch nicht realisiert. Erst 1994
/ 95 - mit der "großen" Renovierung - wurde dieser Gedanke von Prof.
Alker wieder aufgegriffen und durch Betonelemente nachgebildet.
In einem Schreiben vom 30. 1. 1974 wandte sich dann der Hauptkonservator
des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg an das Universitätsbauamt:
»Aus Bauarbeiten, die unmittelbar vor der ehemaligen Tribüne des
Hochschulstadions vor kurzem in Angriff genommen worden sind, schließen
wir, daß möglicherweise Pläne zu einer späteren Beseitigung
der Tribünenanlage bestehen. Wir weißen auftragsgemäß
darauf hin, daß das in den Jahren 1926 – 1934 von H. R. Alker errichtete
Tribünengebäude als Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes
Baden-Württemberg anzusehen ist. Einem geplantem Abbruch werden wir nicht
zustimmen.«
Zu Beginn des Wintersemesters 1979 / 80 zogen die Mitarbeiter des AKK in
ihr neues Domizil ein, nachdem es zuvor in Selbsthilfe hergerichtet worden
war. Die Wanderschaft für diverse Kulturveranstaltungen hatte endlich
ein Ende.
Quelle: http://www.akk.org/geschichte.php bzw. wikipedia
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